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Freitag, 27. Oktober 2017

Samt oder nicht Samt und ein Buchtipp

Samt gilt ja diesen Herbst/Winter als großes Trendthema. Ich konnte auf dem Stoffmarkt im Herbst letztes Jahr (!) an einem samtigen Stoff in einem wunderbaren Beerenton einfach nicht vorbei.
Da war ich wohl dem Trend ein kleines bisschen voraus;)

Ich behaupte jetzt mal, dass ich mich relativ wenig davon beeindrucken lasse, was gerade "in" ist oder nicht. Hauptsache, mir gefällt es, und ich habe Lust mit dem Material zu arbeiten. Aber natürlich freut es mich auch, wenn ich einen modischen Treffer lande :) 

Beim Stoffkauf gehe ich meistens intuitiv vor: Meist fällt mir die Farbe ins Auge oder die Struktur und dann muss sich der Stoff auch gut anfühlen. Was mich anspricht, darf mit.

Nähen möchte ich eine Jacke im Caban-Stil aus der Burda Style 09/2015 Modell 104.


Davon gibt es ja auch schon einige sehr schöne Beispiele im Netz.

Online gefunden habe ich dann noch ein wunderschönes Futter mit Paisleymuster.


Wie immer ist es schwierig auf den Bildern den Farbton richtig rüber zu bringen. Auf dem Bild oben ist er recht gut getroffen. Den schönen Glanz des Stoffes erkennt man aber besser auf diesem Bild:




Verkauft wurde mir dieses schönes Stöffchen als Samt. Ich bin mir aber mittlerweile nicht mehr sicher, ob das so richtig ist. Er ist nämlich recht kurzflorig und auch eher fest im Griff.

Und damit kommen wir zu meinem Buchtipp: "Textilien im Modedesign - Das Handbuch für die richtige Stoffwahl" von Gail Baugh, erschienen im Hauptverlag.

Wenn ich mir unsicher bin, was ich denn da vor mir habe, schmökere ich gerne mal in diesem Nachschlagewerk. 

Das Buch besteht aus 4 Teilen:
Teil 1 befasst sich mit der Nachhaltigkeit von Mode, Teil 2 erläutert die wichtigsten Begriffe aus der Welt der Stoffe, Teil 3 beinhaltet ein sehr umfangreiches Lexikon der Stoffe, nennt typische Merkmale, Vorzüge und Nachteile und die handelsübliche Faserzusammensetzung, und Teil 4 ergänzt das Ganze dann noch durch Tabellen.

Ich bin eigentlich nicht so die Sachbuchleserin, aber dieses Buch hat es mir angetan, auch weil es sich durchaus kritisch mit Herstellungsmethoden von Stoffen auseinandersetzt und ich da doch die eine oder andere überraschende Erkenntnis gewonnen habe. Ich bin übrigens in keinster Weise mit dem Verlag verbandelt, ich mache keine Werbung auf meinem Blog gegen Geld, das Buch empfehle ich ausschließlich aus dem einfachen Grund, dass ich es richtig gut finde. Und vielleicht macht es ja einer von euch auch Freude?

Nachdem ich nochmal genauer nachgelesen habe, glaube ich, dass man mir keinen Samt, sondern entweder Velvet oder Velours verkauft hat. Da mir der Stoff aber gefällt, egal wie er heißt, und sich alle drei Materialien für mein Projekt Caban-Jacke eignen, fällt es nicht weiter ins Gewicht.

Zugeschnitten ist er schon, jetzt geht es ans Nahtlinien übertragen...

Euch allen ein schönes Wochenende!
Friedalene



Mittwoch, 18. Oktober 2017

MMM - Stretchhose und Shirt

Von Zeit zu Zeit wird bei mir der Kleiderschrank entrümpelt und danach war klar - neue Hosen müssen her!

Zum Glück lagerte im Stofflager noch ein beschichteter Hosenstoff mit ordentlichem Stretchanteil und den Schnitt - Burda 6658 - hatte ich mir auch schon vor einiger Zeit zugelegt.




Der Hosenschnitt wurde wie immer an meine Größe angepasst - sprich gekürzt - und an der rückwärtigen Passe nach oben zur rückwärtigen Mitte hin um 2 cm verlängert




Diesen Spielraum brauche ich, damit ich die Anpassungen (leichtes Hohlkreuz) gut hin bekomme und der Bund hinten nicht zu weit nach unten rutscht.

Zwischendurch beim Nähen dachte ich immer mal wieder, das wird nix. 

Wenn man wie ich alleine in der gehefteten Hose ohne Bund vor dem Spiegel rumturnt und versucht, sich die rückwärtige Passe und die seitlichen Beinnähte selbst abzustecken, während frau wie gesagt in der Hose drinsteckt, kann man schon mal die Zuversicht verlieren.

Aber - siehe da - mir gefällt das Ergebnis:



Der Stoff ist wirklich sehr stretchig und dürfte sich beim Tragen durchaus noch weiten, daher bin ich auch richtig auf Figur gegangen. Die Hose trägt sich trotzdem super bequem. Nichts drückt oder engt ein. Es fühlt sich eher wie eine Leggin an.

Die Teilungsnähte vorne oberhalb der Knie sind ein schönes Detail, ebenso wie die Knopfleiste.



Da der Stoff eher weich ist und ich Angst hatte, dass er mir mit der Zeit bei den Knöpfen ausreißen könnte, habe ich von innen Mini-Knöpfe gegengenäht:




Mit dem Sitz der Hose hinten - insbesondere im Bereich der Passe und am Bund bin ich dieses Mal richtig zufrieden.



Die Falten im Bereich der Kniekehlen, die man auf dem Bild noch sieht, werden sich meiner Einschätzung nach noch geben, wenn ich die Hose längere Zeit trage und der Stoff sich durch die Körperwärme und die Bewegung weitet.

Fehlte noch ein Oberteil: Es ist Modell 109 aus der aktuellen Burda Style 11/2017 geworden.




Schlicht, schön und mit diesem netten Bindeband-Detail.

Und es passt gut zur neuen Hose!








Ich bin also happy mit Hose und Shirt, mal sehn, was es sonst noch so beim Memademittwoch zu entdecken gibt.

Viele Grüße
Friedalene

Sonntag, 8. Oktober 2017

Pyjama für den Mann

Als meine Kinder noch klein waren, habe ich meine ersten Pyjamas genäht: Aus kuscheligem Flanellkaro in Größe 86, sozusagen im Partnerlook für meinen älteren Sohn und den gleichaltrigen Sohn meiner Freundin. Dann folgten Pyjamas für mich, meinen Bruder, meine Schwägerin... und dann war erst mal lange Jahre Pause, andere Projekte kamen.

Bis mein jüngerer Sohn Ende letzten Jahres meinte: Könntest du mir nicht mal so einen richtig kuscheligen Pyjama nähen? Das Resultat habe ich euch dann im Januar gezeigt. 



Meine Freundin sah den Pyjama ihres Patensohnes und bekam dann wie gewünscht auch einen zum Geburtstag. 



Kaum war dieser genäht, meldete auch mein Mann Bedarf an. Er musste sich nun am längsten gedulden, aber gestern war es soweit - der Pyjama für den Mann wurde rechtzeitig zum verregneten, kühlen Oktoberwochenende fertig.

Genäht habe ich nach Modell 134 aus der Burda Style 12/2010, aus der ich auch bereits die Angelweste meines Mannes genäht habe. Ich würde mir wirklich mehr schöne Schnittmuster für Männer wünschen.

Der Stoff ist ein schöner Flanellkaro in Braun-, Grau und Ockertönen von Alfatex. 
Irgendwie kommt es mir so vor, als ob man diese Stoffmuster und -qualität früher öfter im Herbst/Winter in den Stoffläden bekommen konnte. Mittlerweile finde ich Stoffe dieser Art kaum noch in meinen Stoffläden vor Ort, schade eigentlich.

Mein Mann hat sich auch netterweise bereit erklärt, sich im Pyjama von mir fotografieren zu lassen (und ich bin alles andere als ein Profifotograf).



Genäht habe ich in Größe 52, obwohl mein Mann bei der Konfektionsware eher 1 bis 2 Größen kleiner liegt. Aber wie wir wohl alle wissen, ist das so eine Sache mit den Größenangaben...

Ich habe vier Stunden für den Zuschnitt gebraucht, denn ich wollte, dass die Karos möglichst exakt passen. Da der Stoff innen angerauht ist, konnte ich die Stofflagen nicht gut aufeinander verschieben, daher habe ich in einfacher Stofflage, das heißt jedes Teil einzeln, zugeschnitten.

Für die Ärmel ist eine Blende vorgesehen. Bei Burda wird diese nur einfach zugeschnitten und gesäumt. Das hat mir nicht gefallen. Ich habe die Blende doppelt zugeschnitten und am inneren Blendenteil die Nahtzugaben zum Ärmel hin eingeschlagen und im Nahtschatten angenäht. So sieht das von außen aus...


und so von innen...

 

Auch bei der Ärmelnaht passen die Karos gut aufeinander.



Die Brusttasche wird in schrägem Fadenverlauf zugeschnitten und bekommt einen separaten Besatz in geradem Fadenverlauf:

Da mein Pyjama im Gegensatz zum Original im Burda-Heft ohne Paspelband genäht wurde, habe ich die Tasche ein bisschen anders genäht, als im Heft vorgesehen.


Der Besatz wurde an die obere Taschenkante genäht.
Dann der Besatz nach außen umgelegt (Stoff liegt rechts auf rechts) und die äußeren Kanten abgesteppt, die oberen Ecken abgeschnitten. 



Nun den Besatz nach innen wenden und Besatz und alle Kanten bügeln, dabei die unteren, inneren Ecken nach innen einschlagen.



 Aufstecken und aufnähen.



Außerdem bekam die Tasche von mir noch einen kleinen Lederpatch. 
Das gleiche Leder habe ich auch zum Abschluss des Durchzugbandes an der Pyjamahose verwendet.


Die Hose hat selbstverständlich den klassischen Hosenschlitz mit einem kleinen Knopf innen.


Die Pyjamahose hat etwas Überlänge, was aber auf Wunsch meines Mannes nicht mehr geändert wurde: Wenn man so auf der Couch liegt, kann das ganz angenehm sein und wenn die Länge doch mal stört, ist sie schnell umgekrempelt. 






Das Pyjama-Nähen macht einfach immer wieder Spaß! 

Nun wünsche ich euch noch einen schönen Sonntag und morgen einen guten Start in die neue Woche!
Viele Grüße
Friedalene


Donnerstag, 5. Oktober 2017

Fold Over von Hansedelli

Taschen nähen gehörte bisher eigentlich eher weniger zu meinem Repertoire. Ich hab schon mal einen Leinen-Shopper genäht, aber das wars dann auch schon wieder.

Bis ich vor kurzem bei Pinterest diese schöne Tasche entdeckte: Genau die richtige Größe mit einem Fold over, so dass sie bei Bedarf auch ein bisschen mitwachsen kann.

Dazu ein unglaublich umfassendes Ebook von Hansedelli. Das musste ich einfach ausprobieren. 

Ich habe dazu bis auf die Taschengurte und Karabiner nur vorhandenes Material verwendet: Stoffreste, vorhandene Reißverschlüsse und zur Verstärkung Vlieseline H 250 (das war das stärkste, was ich auf Lager hatte).

Aber seht selbst:



Als Oberstoff habe ich Kunstleder und einen Stoffrest (Schurwollgemisch) meiner grauen Sommerjacke verwendet.

Dazu kamen knallrote Reißverschlüsse und ein rot kariertes Innenfutter - ein Stoffrest vom Pyjamanähen für meinen Sohn.

Dass der Stoff etwas knitterig aussieht, liegt an wie ich vermute an meiner Einlage. Die im Ebook angegebenen spezielleren Einlagen dürften besser geeignet sein. Meine Einlage bekam durch das häufige Wenden beim Nähen einen leichten Crinkle-Effekt. Der stört mich allerdings überhaupt nicht. Aber nachdem das Taschen nähen so gut funktioniert und obendrein noch unglaublich Spaß gemacht hat, werde ich wohl nun auch in die speziellen Einlagen investieren.


Das Kunstleder war nur mit Bügelauflage zu bändigen. Es dehnt sich, da es eher dünn ist, beim Nähen. 

Die Innentasche soll in der Mitte abgesteppt werden. Um das sauber hinzubekommen und damit das Leder sich nicht zu sehr verzieht, habe ich vor dem Steppen rechts und links der Naht Tesa aufgeklebt. 


So konnte ich Falten in der Naht gut verhindern.

Alle Lederteile habe ich mit großer Stichlänge (3,5 - 4) gesteppt, um ein Ausreißen zu verhindern.

Außer dieser zweigeteilten Innentasche für Handy und Co. gibt es innen noch eine Reißverschlusstasche.



Die Nahtenden habe ich noch mit Lederdreiecken verziert.

Für die Gurte gibt es im Ebook zwei alternative Vorschläge. Man kann die Schlaufen für die Ringe entweder in der Seitennaht mitfassen oder - das seht ihr bei mir - auf den Außenstoff aufnähen. 



Hier kann man nochmal die "Platzreserve" sehen, die sich aus der Fold over - Lösung ergibt.

Ich kann das Ebook uneingeschränkt empfehlen. Ich fand es unglaublich detailliert und durch die vielen Fotos, die die Erklärungen ergänzen, kommen wohl auch Menschen mit weniger Näherfahrung gut mit der Anleitung zurecht.
Ein dickes Lob daher an Lisa / Hansedelli - dieses Ebook ist sein Geld wert und meine Tasche wird sicher nicht die einzige nach diesem Schnittmuster bleiben. 

Verlinkt mit RUMS